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Die unbekannte Demenzform

Lewy-Body-Demenz - was ist das?

Autor: Volker Gehlert

Die Alzheimer-Demenz ist mittlerweile fast jedem Menschen zumindest als Begriff bekannt. Im Gegensatz dazu erlangte die Lewy-Body-Demenz (auch Lewy-Körperchen-Demenz) bisher kaum Bekanntheit. Und das, obwohl sie nach der Alzheimer Demenz und der vaskulären Demenz die dritthäufigste Form der Demenz darstellt. 15 - 20% aller Demenzen entfallen auf die Lewy-Body-Demenz (LBD)(1). Wieso scheint diese häufige  Krankheit trotzdem so unbekannt zu sein? Neben dem wenig eingängigen Namen könnte ein Grund darin liegen, dass die LBD erst seit den 1990er Jahren als solche benannt wird. Vorher kannte man zwar die Lewy-Körperchen schon, hielt es aber für eine Variante der Alzheimer-Demenz.

Als weiteres Problem stellt sich dar, dass die Lewy-Body-Demenz schwierig zu diagnostizieren ist und auch heute noch häufig als Alzheimer-Demenz oder als Demenz bei Parkinson verkannt wird.

Erstaunlicherweise wurden in den letzten zehn Jahren auch kaum neue wissenschaftliche Studien zur Lewy-Body-Demenz veröffentlicht. Es gibt also tatsächlich Anlass, von der "unbekannten" Demenzform zu sprechen.

Ursache unbekannt

Ursachen und Risikofaktoren für die LBD-Erkrankung sind bisher unbekannt. Eine US-Studie legt allerdings nahe, dass es in vielen Fällen Hinweise auf eine bisher unbekannte genetische Disposition gibt. Diese genetische Vorbelastung fand sich aber „nur“ in 67% der Fälle. So muss wohl von mehreren ursächlichen Faktoren ausgegangen werden. (2)

Vorsicht bei Neuroleptika

Derzeit gibt es keine medikamentöse Therapie, die das Fortschreiten der Erkrankung stoppen kann. Lediglich Antidementiva aus der Gruppe der AChE-Hemmer (Bsp.: Rivastigmin) scheinen eine gewisse Linderung der Symptomatik zu bewirken. Äußerst vorsichtig sollten Verschreibungen von Neuroleptika gehandhabt werden, da LBD-Patienten auf viele Neuroleptika mit starken Nebenwirkungen und Verschlimmerung der Symptome reagieren. Die „Pharmazeutische Zeitung“ warnt vor allem vor dem Einsatz von Haloperidol (Haldol) und Risperidon (Risperdal / Risperigamma) bei Lewy-Body-Betroffenen. (3) Wenn die psychotischen Verhaltens-Auffälligkeiten nicht anders in den Griff zu bekommen sind, werden die Medikamente Quetiapin oder Clozapin unter großer Vorsicht empfohlen.

Häufig vertragen Lewy-Body-Betroffene auch Parkinson-Medikamente nicht gut. In diesem Fall sollten versuchsweise die Dosierungen verringert werden.

Halluzinationen sind starker Hinweis

Man schätzt, dass über 90% der Lewy-Body-Betroffenen unter visuellen Halluzinationen leiden. Dieses sehr auffällige Symptom stellt ein starkes Unterscheidungs-Merkmal zur Alzheimer-Demenz dar.

Ein typisches Beispiel: Ein Patient mit Lewy-Body-Demenz sieht auf dem völlig leeren Esstisch ein weißes Kaninchen sitzen und fordert, man möge dieses entfernen.

Alzheimer-Betroffene leiden dagegen sehr selten unter Halluzinationen, sondern Verkennen oft Gegenstände oder Personen. Beispielsweise halten sie ihre Tochter für ihre Schwester oder ihr eigenes Spiegelbild für ihre Großmutter.

Ein weiterer Unterschied zur Alzheimer-Demenz liegt darin, dass LBD-Betroffene anfangs meist länger ihre Gedächtnisleistung aufrecht erhalten können als Alzheimer-Patienten.

Sehr große Sturzgefahr

Lewy-Body-Betroffene leiden häufig unter Parkinson-Symptomen wie Zittern oder Starre. Zusätzlich können sehr plötzlich kurze Phasen der Bewusstlosigkeit auftreten. Daher besteht bei ihnen eine äußerst große Sturzgefährdung. Pflegende Angehörige und Betreuungskräfte sollten dies beachten. Ständige sichernde Begleitung kann notwendig werden.

Bewegung wichtig

Die Lewy-Body-Demenz ist nicht gleichzusetzen mit der Demenz bei Morbus Parkinson, auch wenn manche Symptome sich ähneln. Die Parkinson-Symptome bei LBD lassen sich leider medikamentös nicht gut behandeln.

Bewegung, Sport, Physio- und Ergotherapie stehen für Lewy-Body-Betroffene im Vordergrund.

Sturzprophylaxe-Gymnastik wird leider nicht überall angeboten, wäre aber optimal. Auch Bewegung im Wasser ist als sehr sinnvoll anzusehen.

Gedächtnistraining und Erinnerungspflege helfen den Erkrankten ebenso. Noch mehr als bei allen anderen Demenzenformen gilt bei LBD, dass Überforderung und Stress unbedingt vermieden werden sollte.

Eine übersichtliche Zusammenfassung der Symptome, Diagnostik und Therapieansätze auf einer DinA4-Seite finden Sie direkt unter diesem Artikel im Download. Der Download ist im sicheren und datensparenden pdf-Format und völlig kostenlos.   

Lewy-Body-Demenz
Alle Infos auf einer Seite Download kostenlos
Infoblatt Lewy-Body-Demenz.pdf (128.78KB)
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Quellen:

(1) https://www.kup.at/kup/pdf/5648.pdf  (Download vom 27.02.2021, 17.20 Uhr)

(2) https://www.neuro-depesche.de/nachrichten/genetische-disposition-auch-bei-dlb/ (Download vom 27.02.2021, 17.15 Uhr)

(3) https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-08-2005/titel-08-2005/ (Download vom 27.02.2021, 17.05 Uhr)