Neue Ideen für die Seniorenbetreuung

Neue Ideen für die Betreuungsarbeit

Ein alter Mensch trinkt zu wenig – was tun?
9 praktische Tipps
Die warme Jahreszeit bringt es mit sich, dass man mehr Flüssigkeitsbedarf hat. Leider geht durch den Alterungsprozess das Durstgefühl immer mehr verloren. Das führt bei älteren Menschen zu Dehydrierung (Austrocknung) mit fatalen Folgen wie Schwindel, Stürzen und Verwirrtheit.
Wenn Betreuungskräfte oder Angehörige dem alten Menschen fünfzig mal täglich sagen, er solle mehr trinken, dann führt das meist auf beiden Seiten zu Frust und Verärgerung und leidigen, nicht enden wollenden Diskussionen.

Aber wie erreicht man, dass ein älterer Mensch ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt?
Folgende Praxistipps sollen Ihnen weiterhelfen:
Tipp 1:
Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre. Entfachen Sie keine Dikussionen oder Streitereien. Nehmen Sie es nicht persönlich, wenn der ältere Mensch nicht trin
ken mag. Bei  einem Menschen mit Demenz ist es nicht Sturheit oder Boshaftigkeit, sondern einfach die Erkrankung, die das Problem verursacht. Statt „Du musst jetzt trinken“ führt ein „lass uns mal was trinken“ manchmal eher zum Erfolg. Trinken Sie also immer auch etwas mit. Am besten setzen Sie sich dem alten Menschen gegenüber und prosten ihm zu.
Tipp 2:
Gerade bei Menschen mit Demenz bewirkt Singen manchmal Wunder: Das Lied „Trink trink Brüderlein trink!“ ist beispielsweise vielen Senioren vertraut. Früher wurde in Gaststätten nicht nur getrunken, sondern auch viele Trinklieder gesungen. „Mit Musik geht alles besser“ - m
anchmal auch das Trinken.
Tipp 3:
Wenn Sie einen Elternteil pflegen, besteht häufig das Problem, dass sich der alte Mensch von seinen Kindern nichts sagen lässt, auch wenn diese schon lange selbst erwachsen sind. Versuchen Sie es mit Hilfe anderer Autoritäten. Bitten Sie z.B. den Hausarzt, auf einen großen Briefbogen gut lesbar die „Anordnung“ zu schreiben, dass der alte Mensch unbedingt eine bestimmte Menge pro Tag t
rinken müsse. Mit Stempel und Unterschrift des Arztes kann dies manchmal helfen.
Tipp 4:
Vielleicht hat der alte Mensch ein Lieblingsglas oder eine Lieblingstasse. Wenn nicht, wählen Sie ein Trinkgefäß mit kräftigen Farben. Die Signalfarbe rot oder auch orange fällt ins Auge. Ein durchsichtiges Glas mit klarem Wasser gefüllt wird von Menschen mit Sehproblemen evtl. gar nicht erkannt.
Manchmal kann der alte Mensch nicht mehr so gut mit einem Glas umgehen. In diesem Fall probieren Sie aus, ob ein Glas mit Henkel besser zu handhaben ist.

Tipp 5:
Wasser ist zwar eigentlich das optimale Getränk, aber viele Senioren mögen das nicht. Auch hier helfen wieder bunte Farben: Etwas Trauben-, Orangen-, Pfirsich-, Kirsch- oder Johannisbeer-Saft im Wasser machen das Getränk optisch attraktiver. Grundsätzlich sollten Sie natürlich das Getränk anbieten, dass der alte Mensch gerne mag. Als Betreuungskraft sollten Sie die Biografie und Vorlieben des Betreuten kennen. Bedenken Sie aber: Wenn der Mensch früher ein Lieblingsgetränk hatte, kann sich das durch eine demenzielle Erkrankung verändert haben. Probieren Sie einfach mal verschiedene Getränke aus.

Tipp 6:
Alkoholhaltige Getränke zählen nicht zur Flüssigkeitszufuhr. Wenn ein alter Mensch aber seit Jahrzehnten gewöhnt ist, abends ein Bier oder einen Wein zu trinken, werden Sie ihm das nicht ausreden können. Probieren Sie es mit alkoholfreiem Bier und mit viel Wasser im Wein. Wenn die Person ohne ihren gewohnten Alkohol nicht zurecht kommt, sorgen Sie zumindest dafür, dass nicht gleichzeitig Medikamente eingenommen werden. Fragen zu diesem Thema können Sie auch Ihrem Hausarzt stellen.
Tipp 7:
Wasserrreiche Lebensmittel können einen Teil der Trinkmenge ausgleichen. Insbesondere Suppen und Obst wie Pfirsiche, Nektarinen oder Melonen liefern Flüssigkeit. Gurken und Tomaten zählen auch zu den Wasserlieferanten. Schneiden Sie Obst und Gemüse in mundgerechte Stücke („Fingerfood“) . Auch Milchprodukte wie Joghurt, Buttermilch oder Kefir können Sie anbieten.
Nebenbei: Auch Kaffee und Tee können zur Flüssigkeitsbilanz hinzugerechnet werden.
Tipp 8:
Bei häufigem Verschlucken können Sie das Getränk mit Andickungsmittel sämiger machen. Ebenso gibt es bei Schluckproblemen in Sanitätshäusern spezielle Trinkbecher – lassen Sie sich dort beraten. Beratung und Unterstützung beim Umgang mit Schluckproblemen gibt es auch bei Logopäden. Der Hausarzt kann Ihnen für den Logopäden eine Verordnung ausstellen.
Tipp 9:
Dass ältere Menschen zu wenig trinken, kann neben dem nachlassenden Durstempfinden auch andere Gründe haben. Insbesondere Angst vor häufigen Toilettengängen aufgrund von Inkontinenz oder Prostatabeschwerden sind häufige Trinkhemmnisse. Deshalb: Planen Sie Toilettengänge gemeinsam mit dem alten Menschen. Das gibt Sicherheit. Zwei Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen sollte nicht mehr viel getrunken werden, um nächtlichen Harndrang zu vermeiden. Ausnahme: Wenn ein Blasenkatheter vorhanden ist, spielt der Harndrang keine Rolle mehr.


Hoffentlich führt der ein oder andere Tipp für den von Ihnen betreuten Senioren zum Erfolg.
Wieviel Flüssigkeit eigentlich ausreichend ist für einen älteren Menschen, können Sie im Artikel nachlesen: „Wieviel sollten Senioren trinken?“ Link:

Wieviel sollten Senioren trinken?


Volker Gehlert, Dementia Care Manager