Neue Ideen für die Seniorenbetreuung

Neue Ideen für die Betreuungsarbeit

Gedichte zum Herbst

Viele alte Menschen mussten in ihrer Schulzeit Gedichte auswendig lernen. Beim Auswendiglernen wird das Gedicht sehr oft wiederholt und brennt sich dadurch ins Gedächtnis ein. Selbst mittelgradig demente Menschen stimmen noch mit ein, wenn ein altbekanntes Gedicht vorgelesen wird.
Daneben gibt es sogenannte Mitsprechgedichte. Bei diesen Gedichten ist das Reimwort sehr einfach vorhersehbar. Daher ist dies eine Mischung aus Quiz und Gedicht. Probieren Sie es einmal mit den alten Menschen zusammen aus!

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
Und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)


Regen Regen Regen …  ein Mitsprechgedicht


Viele kleine Regentropfen

Die stetig an dein Fenster … klopfen


Machen dir heut keinen Spaß

Alles duster, alles … nass!


Du wolltest doch spazieren gehn

doch nass zu werden ist nicht … schön!


Du willst nicht mehr in Pfützen springen,

nichts über schönen Regen … singen.


Der Regenschirm als dein Begleiter

bringt dich bei einem Sturm nicht … weiter.


Für Gummistiefel, groß und kalt

fühlst du dich langsam doch zu … alt


Sonnenschein wär wirklich netter,

als dieses kalte Niesel ...wetter!


D'rum bleiben wir heut drinnen hocken.

Da ist's gemütlich warm und … trocken.


Doch morgen kommt die Sonne raus.

Da gehn wir wieder aus dem … Haus!

VG

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,

Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,

der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wist’ ne Beer?
Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick hebb’ ne Birn.“
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,

Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.

Legt mir eine Birne mit in’s Grab.“
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht

Sangen „Jesus meine Zuversicht“

Und die Kinder klagten, das Herze schwer,
„He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?“
So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,

Der neue freilich, der knausert und spart,

Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,

Aber der alte, vorahnend schon

Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,

Als um eine Birn’ in’s Grab er bat,

Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,

Und in der goldenen Herbsteszeit

 

Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung’ über’n Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: „wiste ne Beer?“
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: „Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick gew’ Di ’ne Birn.“
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.

Theodor Fontane 1889

Hinweis: Es gab ihn wirklich, den Herrn von Ribbeck und auch seinen Birnbaum. Auch heute noch bewahren seine Nachfahren sein Erbe. Mehr Infos unter: https://www.vonribbeck.de/der-birnbaum/

Der Apfel  (Mitsprechgedicht)

Schau - dieser große Apfelbaum!

Ist dieses Bild nicht wie ein  … Traum?


Er trägt an seinen Äpfeln schwer -

wenn einer davon nur meiner …  wär'!


Die roten ganz oben in seinen Ästen -

ich glaub, das sind die aller ...besten.


Der Stamm ist hoch und sehr gerade.

Ich komm nicht rauf und das ist …  schade.


Ich glaube ohne eine Leiter

komm ich einfach hier nicht …  weiter.


Doch halt – da liegt 'ne hölzerne Stange

das könnte geh'n – sie ist recht …  lange.


Jetzt mit der Stange gegen den Ast -

schon lässt er fallen seine süße …  Last.


Ein herrlich roter Apfel fällt ins Gras -

es ist sehr hoch und auch noch …  nass.


Rot leuchtet der Apfel im grün der Wiesen -

jetzt endlich kann ich ihn ge … nießen.


Wie gut, dass ich ihn mir schmecken ließ -

er schmeckte saftig, kaum sauer, sondern …  süß,


Solche Äpfel schmecken am besten pur -

jetzt bin ich zufrieden durch Mutter …  Natur!


Ein guter Apfel macht lustig und heiter -

ich gehe beschwingt meiner Wege …  weiter.


Das Apfelgedicht geht nun zu Ende hier -

nimm dir jetzt selbst einen Apfel und …  probier!

VG

Der Apfeltraum im Apfelbaum 

Hoch in einem Apfelbaum
träumt' ein Apfel einen Traum.
"Ha! Der Schönste bin ich. Seht,
wie gut mir dieses Schönsein steht!
Rot die Backen, prall und rund,
zudem bin ich kerngesund.
Jeder, der mich sieht, ruft: 'Oh!
diesen Apfel mag ich so!
Lieber Apfel, komm zu mir!
Mir gelüstet sehr nach dir.'
Nicht mit mir. Ich rufe: 'Pah!
Ich bin nicht für jeden da!'"
Sprach's und streckte sein Gesicht
zu der Sonne hellem Licht.
Längst war'n alle Äpfel fort,
nur der Apfel hing noch dort
oben hoch in seinem Baum.
Wahr geworden war sein Traum.
Als der Winter zog ins Land,
man ihn dort noch immer fand.
Er hängt jetzt noch, welk, verfroren,
seine Schönheit ist verloren.